Biathlon-OL WM 2022 im Arbergebiet
Es war die größte organisations-sportliche Herausforderung für den TSV Deggendorf in den letzten Jahrzehnten: Zum zweiten Mal nach 2014 in Brandenburg fanden am vergangenen Wochenende die 17. Biathlon-Orientierungslauf-Weltmeisterschaften (WBOC) in Deutschland und diesmal in Bayern in der Arberregion statt.
Exakt 33 hochmotivierte Helferinnen und Helfer waren erforderlich, um die ausgeschriebenen drei Titelkämpfe für die Rekordbeteiligung mit den angemeldeten 120 Athleten aus Schweden, Finnland, Dänemark, Tschechien, Polen, Israel und Deutschland regelkonform durchzuführen.
Einhellige Meinung: "Nicht absolut perfekt, aber doch mit viel Herzblut, tollem Improvisationsgeschick und bodenständiger Gastfreundlichkeit", was den Organisatoren immer wieder bestätigt wurde; alle waren stolz, bei einem solch herausragendem Sportevent mitgewirkt zu haben.
Dabei hatte dieses Engagement sowohl den Besonderheiten der Komponente Orientierungslauf wie auch in nahtloser Kombination der Komponente Biathlon mit den erforderlichen Sicherheitsbestimmungen gerecht zu werden.
Für den OK-Chef Jürgen Schwanitz (Metten) bedeutete dies in den vergangenen zwei Jahren in Zusammenarbeit mit den zu beteiligenden Organisationen und Behörden die völlige Neuentwicklung eines Konzeptes für diese hierzulande kaum ausgeübte Sportart auf der Basis eines recht komplizierten Regelwerkes des internationalen Fachverbandes IBOF.
Grund für die Wahl des Austragungsorts war die modernisierte Biathlon-Schießanlage und deren Einbettung in ein differenziertes Pfad- und Wegenetz im Umfeld sowie eine bereits vorhandene kompetente Infrastruktur und großartige Unterstützung durch die Arberland Regio (Regen).
Nach dem erforderlichen Schießtraining am Donnerstag folgte am frühen Abend auf dem Stadtplatz von Regen eine würdevolle Eröffnung mit dem Einmarsch der Aktiven der teilnehmenden Länder und der musikalischen Begleitung der Stadtkapelle Regen.
Grußworte sprachen der Schirmherr, Landrat Bernd Sibler, der 1. Bürgermeister Andreas Kroner (Regen) und Forstdirektor Jürgen Völkl, ehe dann IBOF-Präsident Hans Mandahl (Schweden) die Meisterschaften offiziell für eröffnet erklärte.
Die nachfolgenden Wettkämpfe standen ganz im Zeichen der Skandinavier, die in den beiden Elitekategorien bei den Damen und Herren die Topplatzierungen unter sich ausmachten. Deutsche Starter waren in der Elite nicht am Start.
Daneben fanden auch Meisterschaften in einer Reihe von Seniorenkategorien ab 35 Jahren sowie in den beiden Juniorenkategorien statt, in denen die beiden Deggendorfer Lara Geiger (3xSilber) und Jonas Friebe (1xSilber, 2xBronze) sich mit Medaillengewinnen eindrucksvoll in Szene setzen konnten.
Für die 17jährige Lara waren es die ersten Welttitelkämpfe und eine sie beeindruckende Premiere, an denen sie teilnahm, und für den 20jährigen Jonas bot sich altersbedingt letztmalig die Chance für einen Start in der Juniorenkategorie, nachdem er im vergangenen Jahr bei seiner ersten WM-Teilnahme im Riesengebirge in Tschechien bereits zweimal WM-Silber errungen hatte.
Der Auftakt am Freitag stand im Zeichen einer regelrechten "Hitzeschlacht" bei der unter hohem Lauftempo die sog. Sprintdisziplin in und rund um das Biathlonstadion ausgetragen wurde und nicht nur physisch eine extreme Herausforderung im Wechselspiel mit anspruchsvollen Konzentrationserfordernissen war.
Zu den unterschiedlichen Bahnlängen (2.5-5km) für die anzunavigierenden 18-36 digitalen Kontrollposten (je nach Kategorie) kam für die Orientierer bis auf wenige Ausnahmen noch eine Reihe von Strafrunden hinzu, die bei Fehlschüssen im Liegend- und Stehendschießen (jeweils 5 Schuss) zusätzlich absolviert werden mussten und die Laufstrecke um jeweils 150m verlängerten.
Die KK-Gewehre werden bei dieser Sommersportart zur Teildisziplin Schießen nicht während des Laufes mitgeführt, sondern verbleiben am Schießstand und werden dort vom Schützen von einem Gewehrständer abgeholt und nach der Schießeinlage auch dort wieder jeweils ungeladen deponiert.
Nach heftigen nächtlichen Schauern und einer deutlichen Abkühlung wurde am Samstag im noch nebelverhangenen Startgebiet beim Parkplatz Bretterschachten der Langdistanzwettbewerb gestartet, der die Athleten im steil abfallenden Hanggelände letztlich am Großen Arbersee vorbei wieder ins Biathlonstadion führte, wo dann jeweils zwei Schießserien a 10 Schuss (jedoch ohne Strafrunden, dafür mit Zeitzuschlägen) zu absolvieren waren.
Das obligatorische Bankett mit den Siegerehrungen für die beiden Einzelwettkämpfe fand am Abend im Kolpingsaal in Regen statt, wobei die Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl als Ehrengast die Stockerlplatzierten mit den Meisterschaftsmedaillen und Urkunden auszeichnete.
Den Abschluss bildeten wiederum bei strahlendem Wetter die spannenden Staffelläufe, die in der Herrenelite mit drei Startern und bei allen übrigen Kategorien jeweils im Duo ausgetragen wurden.
Die Besonderheit bei den Schießserien (jeweils 5 Schuss) in dieser Disziplin war diesmal wieder das "Zusatzprogramm" durch (verlängerte) Strafrunden bei Fehlschüssen, jedoch erst nach maximal drei Nachladern, was wieder umfänglich in Anspruch genommen wurde.
Nach der Siegerehrung beschloss der IBOF-Präsident mit vielen lobenden Worten die Meisterschaften und lud für nächstes Jahre zu den 18. WBOC nach Schweden ein.
Außer den beiden bereits obengenannten erfolgreichen Deggendorfer Nachwuchstalenten nahmen noch weitere Niederbayern an den Einzelstarts teil. Sie erzielten folgenden Platzierungen:
Sprint:
Robert Engl (TSV Natternberg, M 55, 13. Platz)
Jürgen Schwanitz (OLA TSV Deggendorf; M 70; 4. Platz)
Jana Ropertz /OLV Landshut; W 50; 2. Platz)
Classic:
Robert Engl (TSV Natternberg; M 45; 3. Platz)
Jana Ropertz (OLV Landshut; W 50; 1. Platz)
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Text und Bilder: Jürgen Schwanitz