Hitze, Qualen, Siege: Mega-Event beim OC München
Es war ein langes OL-Wochenende, wie es Bayern noch nicht oft gesehen hat: Der OC München war Ausrichter eines vier Tage währenden OL-Sportfests, das den Alpen-Adria-Cup, die 50. Bayerische Einzelmeisterschaft und die Deutschen Hochschulmeisterschaften umfasste. Die Reminiszenzen an die Olympischen Spiele vor 50 Jahren waren dabei allgegenwärtig.
Wie bei den Spielen von 1972 würde auch allein die Ergebnisdokumentation der weit über 1000 Wettkampfstarts in den Disziplinen Sprint (Donnerstag), Staffel (Freitag), Lang (Samstag) und Mittel (Sonntag) die Dimension eines Buchs annehmen. Die wichtigsten Ergebnisse: Das Team Bayern jubelte über den ersten Gesamtsieg in der Geschichte des Alpen-Adria-Cups. Und: Mit Oleksandra Parkhomenko (OLV Landshut) und Riccardo Casanova (OLG Regensburg) gewannen die Favoriten die Bayerntitel über die Langdistanz.
Sprint und Staffel im Olympiapark
Schauplatz der ersten Wettkämpfe war der Olympiapark. Vor allem die sehenswerte Staffel, gleichzeitig erster Teil der Alpen-Adria-Cup-Wertung, brachte Sportfest-Feeling auf das Gelände des Zentralen Hochschulsports mitten im Park. Den größten Jubel fuhr Ric Casanova ein, der als Schlussläufer der BTV-Herren-Staffel auf den letzten Metern Siro Corsi aus dem Tessin im Kampf um den Sieg niederrang. Für ihn, Timon Lorenz und Lukas Janischowsky bedeutete das nicht nur den Sieg in der Länderwertung, sondern als Staffel der Wettkampfgemeinschaft Regensburger Hochschulen auch den Titel des Deutschen Hochschulmeisters.
50. Bayerische Meisterschaften in olympia-affinem Gelände
Die Bayerischen Meisterschaften am folgenden Tag wurden zu einer hitzebedingt grenzwertigen Herausforderung. Das große Team des OC München um Gesamtleiter Teodor Yordanov hatte reagiert und die Kapazitäten für die beiden Getränkeposten im Gelände deutlich erhöht. Kurzfristig musste die Langdistanz in die „Wadlhäuser Gräben“ in die Nähe von Starnberg verlegt werden, weil anders keine Genehmigung der Behörden zu erhalten war. Dort hatten die Meisterschaften schon 2001, 2008 und 2021 stattgefunden – mehr noch: Das erste Mal wurde das Gelände für das Internationale Jugendlager bei den Olympischen Spielen kartiert. Vor dem Hintergrund der großen Geschichte der Bayerischen Meisterschaften war die Verlegung also weniger dramatisch.
Favoritenschweiß und Favoritensiege
In den extrem diffizilen Höhenstrukturen ging es nicht nur darum, der Hitze zu trotzen, sondern auch um höchst präzises Orientieren. Zwar kamen die Favoriten ordentlich ins Schwitzen, sie ließen sich aber die Butter nicht vom Brot nehmen. In den Eliteklassen gewannen die Neu-Landshuterin Oleksandra Parkhomenko und Nationalläufer Ric Casanova, der sich nach einer kleinen Enttäuschung bei den Deutschen Meisterschaften vor zwei Wochen an diesem Wochenende eindrucksvoll zurückmeldete. Bei der Siegerehrung überreichte Bayerns OL-Chefin Blandine Ehrl allen SiegerInnen in den Altersklassen von D 12 bis H 75 Tassen mit der Aufschrift „50. Bayerische Meister(in) Lang-OL“.
Spannung bei den Damen
Allerdings zog Parkhomenko erst auf dem letzten Kilometer an der überraschend starken Münchnerin Uliana Tomarovskaya vorbei, die dann vor Sophie Kraus (Regensburg) Zweite wurde. Letztere schaffte auf der Mitteldistanz in Kastenseeon am Sonntag, die zugleich als Bayerncup gewertet wurde, aber die kleine Sensation. Mit einem Traumlauf rannte sie weit nach vorne im Klassement, holte wertvolle Punkte für die Länderwertung und gewann damit den Bayerncup-Lauf.
Zu guter Letzt: Sieg in der Länderwertung
Zum Abschluss des als „Munich Open“ ausgeschriebenen OL-Sportfestes jubelte Bayerns Alpen-Adria-Teamchef Ralph Körner. 2011 in Rijeka/Kroatien war die BTV-Auswahl auf dem zweiten Platz gelandet – seitdem lief sie diesem Erfolg hinterher. Nun schien die Zeit gekommen; der „Heimvorteil“ machte sich schließlich dadurch bemerkbar, dass Bayern bei der Besetzung der Wertungsklassen D/H -18, D/H Elite und D/H 35 aus dem Vollen schöpfen konnte. Doch ein Fehlstempel und der damit verbundene Wertungsausfall der Jugendstaffel hatte die Hoffnungen zunächst gedämpft.
Am letzten Wettkampftag – der Mitteldistanz – schob sich das Bayern-Team schließlich an der bislang führenden Mannschaft aus dem Tessin vorbei. Nach einigen dritten Plätzen (u. a. 2009 beim „Heimspiel“ in Regensburg) und dem zweiten Platz von 2011 ist Bayern erstmals Gewinner des Alpen-Adria-Cups im Orientierungslauf!
Text: M. Rödel