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16. Biathlon-OL-WM - OL in Jilemnice

Blick in die Schießarena bei der Biathlon-OL-WM

Blick in die Schießarena bei der Biathlon-OL-WM

Ob es nur Rübezahls unsichtbare Anwesenheit war oder der berühmte Berggeist der Sudeten für die beiden Bayerwäldler aus Deggendorf selbst seine Hand im Spiel hatte, mag dahingestellt bleiben:

Jedenfalls gelang es den beiden niederbayerischen Orientierern, bei den in seinem Reich ausgetragenen 16. Biathlon-OL-Weltmeisterschaften gleich fünf der begehrten Stockerlplätze zu erringen.

Vor allem gilt dem Junior Jonas Friebe großer Respekt, dass er sich als Höhepunkt seiner bisherigen Sportlerkarriere mit Nervenstärke bei seiner WM-Premiere gleich mit zwei Silbermedaillen belohnen konnte und nur bei seinem zweiten Einzelstart mit Rang vier Vorlieb nehmen musste.

Sein Trainer Jürgen Schwanitz, in der Seniorenkategorie H 70 selbst am Start, komplettierte das erfolgreiche Gesamtabschneiden der Donaustädter noch mit zwei Gold- und einer Silbermedaille.

Das Austragungsgebiet für die knapp 100 Biathlon-Orientierer, deren Gesamtfeld sich Corona-bedingt  auf die fünf Nationalteams aus Schweden, Finnland, Dänemark, Tschechien und Deutschland (darunter drei Bayern) reduziert hatte, war das Gelände rund um den Schießstand der Areal Hrabenka-Anlage von Jilemnice (dt. Starkenbach) unterhalb der Schneekoppe, dem mit 1602m höchsten Berg im Riesengebirge.

Die tschechischen Organisatoren waren angesichts der augenblicklichen restriktiven europaweiten Pandemiemaßnahmen intensiv gefordert und letztlich froh, dass sie nach zweimaliger zeitlicher Verlegung in dieser Saison die Welttitelkämpfe doch noch weitgehend unbeeinträchtigt durchführen konnten.

Unterstützt wurden sie dabei durch eine sonnige, durchgehend wolkenfreie Witterung, wobei jedoch beständig kalter Wind den Wettkampfbereich  und die Aktiven durchfrischte.

Sämtliche OL-Bahnen wurden zunächst im Nahbereich um die Schieß-Arena geführt, ehe dann die Liegend- und Stehendeinlagen mit dem Kleinkalibergewehr auf die bekannten Klappfallscheiben in unterschiedlicher Größe in 50m Entfernung zu absolvieren waren.

Den Auftakt bildete der Einzelwettkampf über die Kurzdistanz (2.5-4 km Luftlinie) in einem kleinkupierten und mit zahlreichen Gräben und Dickichtgruppen durchzogenen urwüchsigem Gelände.

Der Nachwuchskader-Athlet Jonas Friebe kam in seiner Juniorenkategorie H 16-20 mit den an ihn gestellten o-technischen Herausforderungen routiniert zurecht und legte auch bei den beiden Schießeinlagen ein ordentliches Ergebnis hin, so dass sich die zusätzlichen Strafrunden in Grenzen hielten.

Diese durch intensives Training hart erarbeitete und im Wettkampf nunmehr gelungen umgesetzte Kombination  brachte dem Rookie als Lohn hinter seinem schwedischen Konkurrenten die Erringung der Vizeweltmeisterschaft ein. Sein Nationalteamkamerad Daniel Cionoiu (Coburg) in derselben Kategorie wurde dagegen mit guter Laufzeit regelkonform leider disqualifiziert, da er einen Schuss zu wenig abgegeben hatte.

Der darauffolgende Wettkampftag brachte mit der klassischen Langdistanz die komplexeste aller OL-Wettkampfdisziplinen:

Zunächst mussten die Orientierer nach dem Start einen verschlungenen Crosslauf von ca. 2.5 km querfeldein durch morastiges Terrain absolvieren und dabei fünfmal den eigenen Standort und fünfmal den eines Objektes in der Entfernung bestimmen und mittels einer Nadel auf der mitgeführten Blankokarte markieren; je größer dabei die Abweichung vom tatsächlichen Standort war, desto höher ergab sich der Strafzuschlag.

Unmittelbar daran schloss sich ein kräftezehrender Langdistanzlauf von 7-12 km Luftlinie, der wiederum durch zwei Schießeinlagen mit jeweils 10 Schuss unterbrochen war; für Fehlschüsse gab es zwar diesmal keine Strafrunden, dafür aber jeweils zwei Strafminuten obendrauf.

Hier gelang dem Coburger Daniel Cionoiu ein sicherer Tempolauf, der aber in Verbindung mit zahlreichen Schießfehlern und Zeitzuschlägen beim Punktorientieren ihn nur bis auf den Bronzeplatz vorrücken half; Teamkamerad Jonas Friebe leistete sich dagegen zwei unnötige Orientierungspatzer, womit er sich trotz besserer Schießleistungen als Vierter aus dem Medaillenbereich hinausrangierte.

Den Abschluss in der Juniorenkategorie bildete der Zweierstaffellauf, der neben einer o-technischen Mitteldistanzbahn wiederum zwei Schießeinlagen mit jeweils fünf Schuss (+ maximal drei Nachladern) sowie evtl. Strafrunden vorsah.

Als Startläufer eröffnete Jonas Friebe den Wettkampf und lag mit dem Startläufer der führenden schwedischen Staffel längere Zeit gleichauf, bevor er sich in einer Bodenmulde den Fuß verstauchte und verletzungsbedingt abhängen lassen musste; dennoch kämpfte er sich weiter wacker bis ins Ziel.

Zwar konnte nach dem Wechsel sein Staffelpartner Daniel Cionoiu den Rückstand wieder etwas verringern, aber die siegreiche Schwedenstaffel nicht mehr einholen.

Ihre engagierte Teamleistung wurde dennoch am Ende mit einer Silbermedaille belohnt.

Der Seniorenläufer Jürgen Schwanitz legte seinerseits in der Kategorie H 70 in Abwesenheit der skandinavischen Titelverteidiger in beiden Einzelwettkämpfen eine routinierte Orientierungsleistung mit passablen Schießergebnissen hin, was für ihn in der Disziplin Kurzdistanz den WM-Titelgewinn und bei der Langdistanz mit über 12 km Laufstrecke die Silbermedaille einbrachte.

Zusammen mit seinem Nationalteampartner Bernd Wollenberg (Berlin) sicherte sich das Duo zudem in der Staffel die Goldmedaille in der Kategorie H 120.

Erwartungsgemäß dominierten die starken skandinavischen Athleten bei Damen wie Herren sowohl die Elite- wie die Seniorenkategorien.

Dennoch bedeutete die Ausbeute von fünf Medaillen das bislang beste Abschneiden bayerischer Orientierer bei Biathlon-OL-Weltmeisterschaften.

Die nächste 17. WM-Auflage mit der Ausrichtung im Bayerischen Wald bei der Hohenzollern-Biathlon-Arena unterhalb des Arbers ist für Anfang August 2022 geplant.

 

Text: Jürgen Schwanitz

 

Fotoalbum bei Flickr: https://flic.kr/s/aHsmXfM8MZ